Artikel | 11/07/2018 13:43:00 | 5 min Lesezeit

Die rote Blume des Gedenkens

Jedes Jahr werden über 45 Millionen rote Papierblumen zum Gedenken an gefallene Soldaten hergestellt. Welche Geschichte hinter den bekannten Papiermohnblüten steckt, erfahren Sie hier.

Die Mohnblume, Papaver rhoeas, blüht ausschließlich auf nährstoffreichem Boden. Dazu zählt auch die verbrannte Erde in Flandern, Belgien und vielen Teilen Frankreichs, auf der die zahlreichen Schlachten des Ersten Weltkrieges ausgetragen wurden. Seit 1921, dem Gründungsjahr der Royal British Legion, werden Mohnblumen aus Papier, (sog. „Remembrance Poppies“) zur Erinnerung an gefallene Soldaten getragen.

Traditionell wird die Mohnblume am linken Revers getragen – so nah am Herzen wie möglich. Zwar sind die roten Blüten als Zeichen des Gedenkens überall in Europa bekannt, dennoch werden sie hauptsächlich in Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland getragen. Echte Mohnblumen sieht man häufig auch an Kriegsgedenkstätten in Mitteleuropa, vor allem um den 11. November (Remembrance Day) herum, denn die elfte Stunde des elften Tages des elften Monats gilt als das offizielle Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1918.

Der Remembrance Day ist daher im englischsprachigen Raum auch als „Poppy Day“ („Mohnblumentag“) bekannt. Freiwillige verteilen rote Papiermohnblumen im Rahmen der von der Royal British Legion organisierten Spendenaktion „Poppy Appeal“. Ziel ist es, Spenden für Kriegsveteranen und die „Armed Forces Community“, die Gemeinschaft der Streitkräfte, zu sammeln. Beim ersten Poppy Appeal im Jahr 1921 wurden neun Millionen Papiermohnblumen verteilt. So konnten Spendengelder gesammelt werden, um Veteranen eine Unterkunft und Arbeit anzubieten.

Die Blume wurde sogar im berühmten Gedicht „In Flanders Fields“ von Lieutenant Colonel John McCrae verewigt. Der kanadische Arzt schrieb 1915 folgende Zeilen nieder, nachdem er mit ansehen musste, wie sein Freund auf dem Schlachtfeld starb: „Auf Flanderns Feldern blüht der Mohn, zwischen den Kreuzen, Reihe um Reihe, die unseren Platz markieren; und am Himmel fliegen die Lerchen noch immer tapfer singend, unten zwischen den Kanonen kaum gehört.“

Hundertjährige Zusammenarbeit

Ursprünglich wurde die Mohnblume aus Seide hergestellt, heutzutage wird sie jedoch aus Papier gefertigt. Bei der Produktion kommen sowohl traditionelle als auch moderne Techniken zum Einsatz.

Die Mohnblume wird auch heute noch in der 173 Jahre alten James Cropper Papierfabrik in Burneside am Rande des britischen Lake District im Nordwesten Englands produziert. Das Unternehmen James Cropper stellt seit mehr als 40 Jahren „Mohnblumenpapier“ her, mit der Papierproduktion begann die Fabrik bereits im Jahre 1845.

Noch heute sind Mitglieder der Cropper-Familie im Unternehmen tätig: Urururenkel Mark Cropper ist aktuell der Vorstandsvorsitzende. Die Zusammenarbeit zwischen James Cropper und UPM besteht bereits seit über 100 Jahren. Damals belieferte UPM Kaukas die Fabrik erstmals mit Zellstoff.

„Wir schätzen unsere Zusammenarbeit und die Qualität, für die beide Unternehmen stehen. Mit unserem Wissen über Faserverarbeitung, unserem Glauben an Innovation und unserem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit konnten wir uns so neben der reinen Papierherstellung auch auf neue Geschäftsfelder konzentrieren“, so Phil Wild, CEO bei James Cropper PLC.

Diese neuen Projekte von James Cropper umfassen technische Faserprodukte, wie Vliesstoffe, die in der Flug-, Auto- und Energieindustrie verwendet werden. Die langjährige Erfahrung in der Farbproduktion im Bereich der geformten Faserprodukte kommt insbesondere den 3D-Produkten des Unternehmens zugute, als Alternative zu Plastikverpackungen.

Die neueste Entwicklung nennt sich „CupCycling“, ein bahnbrechender Recyclingprozess, bei dem das Material von Kaffeebechern wiederverwertet werden kann. So lässt sich der Müll in Großbritannien reduzieren, wo etwa 2,5 Milliarden Becher jährlich weggeworfen werden.

Phil Wild

Das Kaleidoskop der Farben

Für die Produkte von James Cropper spielt Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle: Das Unternehmen bietet Alternativen zu Materialien auf fossiler Basis, wie herkömmlichem Plastik, und stellt zudem leichtere Materialien für einen effizienteren Kraftstoffverbrauch bei Flugzeugen her.

„Nachhaltigkeit steht bei uns immer im Mittelpunkt, angefangen bei unseren Rohstoffen bis hin zu unseren fertigen Produkten. Unser Schwerpunkt wird immer auf der effizienten Verwendung von Rohstoffen, der Wiedergewinnung von Fasern und dem Ersetzen von nicht nachhaltigen Materialien liegen“, bekräftigt Wild.

Für die hervorragende Herstellung von Farbpapier, wie es für die Papiermohnblumen verwendet wird, ist James Cropper bekannt. Dem Unternehmen ist es möglich, Papier in über 12.000 verschiedenen Farbkombinationen herzustellen. Der Meister der Farbmischung bei James Cropper kann einzelne Farbnuancen mit bloßem Auge unterscheiden.

Steve Adams, Managing Director bei James Cropper, ist der Ansicht, dass Papier noch für lange Zeit eine zentrale Rolle in der Gesellschaft spielen wird. „Wir sehen aktuell einen Wiederaufschwung bei Papierprodukten. Dieses Jahr gab es einen Zuwachs im Verkauf von gedruckten Büchern, da sich sogar die Millennials immer mehr vom Bildschirm abwenden. Die Nachfrage nach Qualitätspapier wird weiter bestehen bleiben, da der persönliche Umgang mit dem Produkt immer stärker nachgefragt wird.“ 

 

Fotos Eric Howard, James Cropper, The Poppy Factory

Text Will Stone

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