Artikel | 02/13/2019 07:29:00 | 8 min Lesezeit

Die Zukunft der Lebensmitteletiketten

Neue Essgewohnheiten und der rasant zunehmende Aufstieg der Mittelklasse in Schwellenländern fördern das schnelle Wachstum im Bereich der Lebensmittelkennzeichnung.

Als Teil der Nahrungsmittelkette erleben sowohl die Verpackungs- als auch die Kennzeichnungsindustrie einen Aufschwung. Dieser wird durch das weltweite Bevölkerungswachstum, die wirtschaftliche Entwicklung und den gesteigerten Konsum in den Schwellenländern begünstigt.

Besonders in aufstrebenden Märkten ist das schnelle Bevölkerungswachstum die Hauptursache der zunehmenden Nachfrage nach Verpackungen. In China beispielsweise wird sich die Anzahl der Verbraucher aus der Mittelklasse bis 2020 im Vergleich zu 2009 um 400 Millionen erhöhen.

„Verbraucher aus der Mittelklasse kaufen abgepackte Lebensmittel in Supermärkten und zunehmend auch in kleinen Gemischtwarenläden. Es ist zudem zu erwarten, dass sich Markenhersteller verstärkt für Verbraucher mit geringerem Einkommen interessieren werden. Hier sehen wir ein großes Wachstumspotenzial“, erklärt Pascal Oliveira, Director of Global Business Development im Lebensmittelbereich bei UPM Raflatac.

Der wachsende Bedarf an Lebensmittelverpackungen in westlichen Ländern hängt laut Oliveira mit sich verändernden demografischen Verhältnissen und neuen Koch- und Essgewohnheiten zusammen. Die Zunahme an Single-Haushalten führt zu einer größeren Nachfrage nach kleineren Verpackungsgrößen – und somit zu einem Wachstum für die Verpackungs- und Kennzeichnungsindustrie.

„Derzeit ändern sich die Vorstellungen vom Kochen und Essen grundlegend. Menschen steht immer weniger Zeit zur Verfügung, ihr Essen selbst zuzubereiten. Daher kaufen Verbraucher vermehrt Fertiggerichte, aber auch abgepackte Produkte wie Salat und Obst.“

Laut Oliveira liegen Fertiggerichte gerade in China im Trend. Das eröffnet neue Möglichkeiten für die Verpackungsindustrie. „Hinzu kommt, dass strengere Standards und Regeln für Nahrungsmittelsicherheit und Hygiene sich auch auf die Verpackung und Etikettierung der Lebensmittel auswirken.“

Intelligente Lösungen, die im Verkaufsregal auffallen

In Industrieländern werden laufend neue Lebensmittel auf den Markt gebracht, wodurch ein kontinuierlicher Bedarf an neuen Verpackungsanwendungen und -innovationen besteht. Gleichzeitig legen die Verbraucher zunehmend Wert auf nachhaltige Verpackungen.

„Ein weiterer Trend sind alternative Verpackungsmaterialien aus Zuckerrohr oder sogar Graspapier, die gerade für das Verpacken von biologisch angebautem Obst und Gemüse getestet werden. Wichtig ist dabei eine Möglichkeit zum Wiederverschließen. Selbstklebende Etiketten stellen eine gute Lösung für verschiedene Verpackungsdesigns dar. Neuheiten wie Full-Wrap-Etiketten bieten dank einer größeren Oberfläche mehr Platz für Werbung und erhöhen somit die Sichtbarkeit im Verkaufsregal“, erklärt Oliveira.

Neue Trends bieten hervorragende Möglichkeiten für die Kennzeichnungsindustrie. „Markenhersteller und Einzelhändler versuchen mit neuen Premium-Lebensmitteln neue Zielgruppen zu erschließen. Um ihre Erwartungen zu erfüllen, nehmen Etiketten eine zentrale Rolle ein. Sie sorgen für eine ansprechende Optik und ein funktionelles Design“, meint Oliveira.

Die Verbraucher achten bei Lebensmitteln aber auch auf Sicherheit und Gesundheit. Ihr Interesse an Transparenz und Produktinformationen wächst zunehmend. Und auch spezielle Produkte, die auf bestimmte Zutaten verzichten, sind immer gefragter.

„Die Verbraucher möchten wissen, was sie kaufen und essen. Dies kann ganz einfach mithilfe von transparenten Etikettendesigns, Booklets und sogenannten Multitac-Lösungen erreicht werden. Intelligente Etiketten wie RafMore können beispielsweise umfangreiche Informationen über Zutaten, Gesundheitsvorteile und Produktherkunft liefern“, so Oliveira.

Der Ansporn vieler Menschen, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, begünstige zudem kleinere Verpackungsgrößen und Multipacks.

„Markenhersteller bieten auch kleinere Portionsgrößen an, um den Kalorienverbrauch zu reduzieren. Sie nennen es Portionskontrolle. Dieser Trend ist jedoch auch auf die schrumpfenden Haushalte in vielen Ländern zurückzuführen. Dies wirkt sich auf die gesamte Lebensmittellieferkette aus, unter anderem auf die Kennzeichnung von Lebensmitteln, da kleinere Portionsgrößen mehr Verpackungen benötigen.“

Mehr Individualität im digitalen Bereich

Durch das Wachstum des Onlinehandels ist zu erwarten, dass sich Kunden in Industrieländern zunehmend auch Lebensmittel nach Hause bestellen werden. Dieser Trend wird mutmaßlich für einen Zuwachs von 3,5 bis 4 Prozent im Bereich der Lebensmittelkennzeichnung sorgen.

Am Ende hängt das Potenzial des Onlinehandels davon ab, wie Einzelhändler die sogenannte „Letzte-Meile“ gestalten. Mit anderen Worten: Es geht darum, wie sie die Auslieferung ihrer Gerichte und Produkte planen.
„Händler müssen Verpackungslösungen verwenden, die eine Reihe an Kriterien erfüllen: Sie müssen robust genug für den Transport sein, sie müssen die Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit erfüllen und darüber hinaus das Branding des jeweiligen Herstellers unterstützen. Es ist sicher, dass es im Lebensmittelbereich einen größeren Bedarf an Verpackungen und logistischen Etikettierungen geben wird“, glaubt Oliveira.

Intelligente Labels sind besonders in der Logistik von großem Nutzen, da sie eine Rückverfolgbarkeit von Lebensmittelverpackungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg ermöglichen. Unverwechselbare Codes und die richtige cloudbasierte Software ermöglichen Flexibilität und Interaktion, die auf die Bedürfnisse der Markenhersteller und Händler ausgerichtet sind.

Etiketten können auch bei Lösungen für das „Internet der Verpackungen“ und das Internet der Dinge eine große Rolle spielen. Neue Anwendungen bieten die Möglichkeit, die Interaktion zwischen Marken und Verbrauchern zu verbessern.

„Dank Lösungen wie unserem RafMore Label können Verbraucher mit ihren Mobilgeräten weiterführende Informationen aus der Cloud abrufen. Für Einzelhändler und Markenhersteller ist dies vor allem hinsichtlich ihrer Kundenbindung, Kommunikation und Authentizität von Vorteil. Laut Oliveira können sie dadurch das Verbrauchererlebnis verbessern und auch neue Informationen über ihre Zielgruppe erhalten. Dies gewinnt zunehmend an Bedeutung.

„Natürlich ist die Digitalisierung ein Treiber für das Wachstum des digitalen Etikettendrucks. Dies ermöglicht nicht nur personalisierte Verpackungen, sondern auch Kosteneffizienz und größere Flexibilität bei kleinen Produktionsabläufen.“

Nachhaltigkeit liegt uns im Blut

Nachhaltige Verpackungen sind im Laufe der vergangenen Jahre zu einem immer relevanteren Thema geworden. Der Gesetzgeber und die Öffentlichkeit setzen Hersteller zunehmend unter Druck, Verschmutzung und Verpackungsabfälle zu reduzieren, ganz besonders Plastikmüll. In der EU wurde beispielsweise eine neue Plastikstrategie veröffentlicht, die vorsieht, dass bis 2030 alle Plastikverpackungen recycelbar sind.
Dieser Ansatz fördert die Kreislaufwirtschaft, bietet aber auch neue Möglichkeiten für radikale Innovationen. UPM hat in der forstbasierten Wertschöpfungskette eine einzigartige Position inne, um nachhaltige Etikettenlösungen zu entwickeln.

„Nachhaltigkeit liegt UPM im Blut. Wir sind schon seit langer Zeit im Bereich der effizienten Nutzung von Rohstoffen, Recycling und Ökodesign aktiv“, bekräftigt Oliveira.

„UPM Raflatac führt systematische Bewertungen zum Lebenszyklus unserer Komponenten und Produktreihen durch. Wir verbessern kontinuierlich unsere Produkte; und entwickeln neue mit einem optimierten ökologischen Fußabdruck im Vergleich zur konventionellen Produktversion.“

UPM Raflatac bietet nachhaltige Lösungen wie das Recyclingkonzept RafCycle: Hier werden Etikettenabfälle wiederverwendet. Ein weiteres Produkt ist die nachhaltige Etikettenlösung RAFNXT+. Über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg werden Rohstoffe effizient verwendet, Energie eingespart, der Einsatz von Wasser reduziert sowie Abfälle minimiert. Der Lebenszyklusansatz „Forest Positive“ von UPM fördert außerdem die Kohlenstoffaufnahme und Biodiversität.

Letztlich werden das zunehmende Nachhaltigkeitsbewusstsein und der Einfluss von Verpackungen die Verpackungs- und Kennzeichnungsindustrie wesentlich verändern. „Am Ende dreht sich alles um das Ökodesign. Für die Entwicklung nachhaltiger Etiketten müssen wir Verbrauchern zuhören und auf ihre Bedürfnisse eingehen. Nur so können wir Innovativen entwickeln, die den Erfolg unserer Kunden vorantreiben“, so Oliveira. 

 

Text: Vesa Puoskari
Photography: UPM Raflatac

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